Alfried Krupp war der Gebieter über Leben und Tod

30. Oktober 2020

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Report von Günter Wallraff über den Sklavenhalter aus Essen

Erst jetzt, viele Jahre nach Erscheinen des Buches von Bernt Engelmann und Günter Wallraff „Ihr da oben – wir da unten“ (1973 bei Kiepenheuer und Witsch in Köln) bemerkte ein Aktivist unserer Aktion „Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945“ die Brisanz des Buches für unsere Erinnerungsarbeit. Es wurde uns nun gestattet, aus dem Buch die Passagen zu Krupp zu zitieren: „Günter Wallraff hat keine Einwände gegen die Verwendung der genannten Passagen für Ihre Zwecke. Günter Wallraff dankt Ihnen für das gute Engagement und bestellt Ihnen herzliche Grüße!“
Vorangestellt hat Günter Wallraff ein Zitat aus dem Nürnberger Kriegsverbrecherprozess:
»Die von Alfried Krupp praktizierte Ausbeutung der Sklavenarbeiter übertraf die in allen anderen Industriebetrieben, einschließlich der IG-Farben. Nirgendwo wurde ein derartiger Sadismus geübt, eine so sinnlose Barbarei, eine so schockierende Behandlung von Menschen als seelenloses Material. Alfrieds Macht war absolut und daher auch absolut korrumpierend . . .«
D. A. Sprecher, Jurist aus Washington, Teilnehmer des »Nürnberger Prozesses«

Günter Wallraff berichtet sodann das Folgende:

Ein ehemaliger höherer Krupp-Angestellter, jetzt Rentner und die letzten Jahre bei einer anderen Firma beschäftigt, erinnert sich nur ungern an eine Zeit, die dem Werk zu einmalig hohen Profiten verhalf, bisher jedoch keinen Einlass in die Jubiläumsschriften der Firma fand.
Es bedarf mehrerer Vorsprachen und Überredungsversuche, um den jetzt 66jährigen ehemaligen Kruppianer zum Sprechen zu bringen. Er hat offensichtlich Angst, er könnte durch sein gutes Gedächtnis in erhebliche Schwierigkeiten kommen. Er verweist auf den Fall eines befreundeten ehemaligen Kollegen, der, wie er sagt, »zuviel gewusst« hat und zuerst hohe Geldzuwendungen erhielt und nachher, als er dennoch sein Wissen nicht für sich behalten konnte, um sein Leben fürchtete und heute in einer Art erzwungener Emigration im Ausland leben würde. Das sei nicht der einzige Fall dieser Art gewesen, behauptet der frühere Krupp-Angestellte. Einige der Zeugen, die es gewagt hätten, vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg ihren obersten Gebieter zu belasten, seien später, als Krupp sein Reich wieder übernahm, verschollen gewesen.
Sein Wissen habe er aus Erzählungen seines früheren Freundes und aus eigenem Erleben.
»Die ersten ausländischen Arbeiter,« berichtet der Augenzeuge, »wurden noch durchaus menschlich behandelt. Da lohnte es sich rein wirtschaftlich noch nicht, sie einer Sonderbehandlung zu unterziehen. 1942 änderte sich das, da gab es 10.000 Slawen, und etwa die gleiche Anzahl war von Krupp noch ›nachbestellt‹ worden. Da lohnte es sich für Krupp, ihre Arbeitskraft optimal zu verwerten. Damit schon äußerlich klar ersichtlich war, dass ihnen das Äußerste abverlangt werden konnte und Rücksichtnahmen, die Menschen gegenüber in irgendeiner Weise meist immer noch bestehen, bei ihnen fallgelassen werden sollten, wurde zuerst eine Sprachregelung von der Firmenleitung aus durchgeführt. An den Außenmauern der Krupp-Werkstätten wurden Schilder angebracht mit dem Hinweis; »Slawen sind Sklaven.« ln den Werksmitteilungen wurde ausdrücklich von »Sklavenarbeitern« und von »Sklavenmarkt« gesprochen, ansonsten von »Judenmaterial«. lm Hauptbüro war der gebräuchliche Ausdruck für die Zwangsverschleppten »Stücke«. Da wurde die Parole ausgegeben, die Fließbänder würden jetzt »durch Judenmaterial verlängert«. Da mit Vieh aus landwirtschaftlichem Nutzeffekt heraus wesentlich härter umgesprungen wird als mit Menschen, wurde für die Sklavenarbeiter ein Terminus aus diesem Bereich eingeführt. Das bei der Viehfütterung angewandte Wort »Fressen« galt für sie. »Ohne Arbeit kein Fressen« war oft das erste Wort, das die Deportierten von Krupp-Aufsehern hörten, wenn sie aus den Güterwagen in Essen herausgetrieben wurden, während man sie mit Tritten und Schlägen traktierte, auch Kranke und Kinder, damit sie von Anfang an merkten, dass es ernst gemeint war.
An die Neuankömmlinge wurden Holzschuhe verteilt und Decken mit dem Kruppzeichen, den drei ineinandergreifenden Ringen, sowie die Gefangenenuniform des Werkes, blau mit einem breiten gelben Streifen. Namen waren untersagt, ihre Unterscheidungsmerkmale waren Nummern, die mit weißem Faden auf die Anzüge aufgesteppt waren. Junge hübsche Jüdinnen wurden sehr häufig noch in einer besonderen Weise gekennzeichnet, um bei deutschen Arbeitern die sich leicht einstellende Sympathie jungen Mädchen gegenüber gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Wahrscheinlich mit aus diesem Grund wurde ihr Haar zu grotesken entstellenden Mustern geschoren. Überhaupt wurde vom Werkschutz neben Prügelstrafen und Essensentzug bis zum Verhungern als Strafmaßnahme das Haar in Form eines Kreuzes geschoren.
Die Sklavenarbeiter waren in Ruinen, in ungeheizten Schuppen, auf Schulspielplätzen und in Zelten untergebracht. Manche mussten auf dem Boden schlafen, oft ohne Schutz vor dem Regen. Die französischen Zwangsarbeiter waren z. B. in Hundehütten einquartiert, knapp 1 m hoch, 21/2 m lang und 2 m breit; jede Hundehütte war mit 5 Mann belegt, um hineinzugelangen mussten sie auf allen Vieren kriechen. Andere waren in öffentlichen Bedürfnisanstalten und alten Backstuben untergebracht. Allein in Essen gab es 55 Arbeitslager von Krupp. Mit den Außenstellen in den Konzentrationslagern (u.a. in Auschwitz) hatte Krupp insgesamt an die 100 000 Sklavenarbeiter für sich eingespannt.
Für ständig frischen Nachschub und schnellste Einfuhrwege des billigen »Menschenmaterials« sorgte Krupp-Direktor Lehmann, der in fünf besetzten Ländern die Auswahl traf. Und wenn die ausgesuchten »Stücke« sich nicht freiwillig in die Transporte einfügen wollten, wurden sie mit Handschellen nach Deutschland versandt.
ln den Kruppwerken wurden 12-14jährige Kinder als volle Arbeitskräfte verwendet und 1944 gab es sogar 6jährige, die zur Arbeit gezwungen wurden. ln allen Sklavenlagern bei Krupp war die Ernährung katastrophal. Zu einem Zeitpunkt, als es durch die eroberten Ernten in den besetzten Gebieten in Deutschland noch keine Lebensmittelknappheit gab, wurden die Krupp-Sklaven aus Sparmaßnahmen heraus auf Hungerrationen gesetzt. Die Krupp-Rationen für sie lagen noch weit unter den sonst in Deutschland festgelegten Sätzen für Zwangsarbeiter, die schon minimal genug waren.
Laut behördlichen Erlassen sollten zur Zwangsarbeit rekrutierte Russen und Polen mindestens 2156 Kalorien pro Tag bekommen und Schwerstarbeiter 2900. Krupp gehörte jedoch zu den wenigen Unternehmen, denen es der mit der SS abgeschlossene Vertrag erlaubte, die Verpflegung der Arbeitssklaven nach eigenem Dafürhalten zu regeln, so dass er durch Rationalisierung dieses kargen Fraßes selbst noch Gewinne einheimste. ›Hart wie Kruppstahl‹, nach diesem Prinzip wurden im Werk seit jeher Gewinne erzielt. Die Tagesration der Sklavenarbeiter bestand häufig nur aus der sogenannten ›Bunkersuppe‹, einer Wassersuppe aus Kohlblättern und einigen Scheibchen Steckrüben, einer Scheibe Brot mit Marmelade oder Margarine, alles in allem vielleicht an die 500 Kalorien, wenn es hochkommt. Viele der Sklaven-Kruppianer starben an Unterernährung, viele hatten durch Hunger aufgetriebene Bäuche und Hungerödeme. Die Krupp-Ärzte weigerten sich zuletzt aus Angst vor Ansteckung, die Menschenzwinger der Krupp-Sklaven überhaupt noch zu betreten. Alfried Krupp war der Gebieter über Leben und Tod. Er hatte mit den Nazibonzen ausgehandelt, sich Sklaven für 4 Mark je Kopf und Tag auszuleihen und noch 70 Pfg. für Essen einzubehalten, Umtauschrecht vorbehalten. Er hatte sich ausbedungen, schlechte, das bedeutete oft, bei ihm in kurzer Zeit verschlissene Ware, zurückzugeben. Der entsprechende Passus dieser Handelsbeziehung lautete: ›Es gilt jedenfalls als vereinbart, dass für die Fabrikarbeit gänzlich ungeeignete Leute ausgetauscht werden können.« Es gab deutsche Arbeiter, die trotz Androhung harter Strafen das Risiko auf sich nahmen und den verhungerten Zwangsarbeitern heimlich etwas von ihrem Essen zusteckten. Aufseher einzelner Abteilungen, z. B. der Bürovorsteher der Lokomotivenfabrik, richteten Beschwerden an die Firmenleitung, dass diese extremen Rationalisierungsmaßnahmen der Essensrationen sich letztlich doch unrational auf die Produktivität der Sklavenarbeiter auswirkte, dass sie vor Entkräftung selbst durch Antreiben durch Lederknüppel, Peitschen und andere Schlagwaffen die erforderliche Arbeitsleistung nicht mehr brächten und beinah jeder dritte ganz ausfiele. Da nützte es oft nichts, dass aus den Deportiertentransporten nur die Stabilsten und Jüngsten herausgesucht wurden.«

»Herr Hassel vom Werkschutz, der gleichfalls anwesend war, schaltete sich ein und sagte …, dass man es hier mit Bolschewisten zu tun habe, die besser Prügel statt Essen bekommen sollten.«
(Krupp`sche Aktennotiz über eine Besprechung über das Verpflegungswesen. Werkschutzleiter Hassel war einer von Alfrieds einflussreichsten Gefolgsleuten.)
»Die Tatsachen, dass Klagen wegen unzulänglicher Verpflegung ausländischer Arbeiter häufig erhoben (wurden) … (ist) … mir wohl erinnerlich.«
(Alfried Krupp als Angeklagter vor dem Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal.)
»Niemand weiß, wer die hinterhältig treffende Formel von der ›Ausrottung durch Arbeit‹ prägte, aber schon vier Wochen später trug Krupp die Sache dem Führer vor. Er sagte, jeder Parteigenosse sehe natürlich die Beseitigung von ›Juden, ausländischen Saboteuren, gegen den Nationalsozialismus eingestellten Deutschen, Zigeunern, Verbrechern und Asozialen‹ gern, doch sehe er nicht ein, warum diese nicht etwas fürs Vaterland leisten sollten, bevor sie umgebracht würden. Wenn man sie scharf antreibe, könne jeder von ihnen in den Monaten vor der Liquidierung die Arbeitsleistung eines ganzen Lebens erbringen … Die Lösung des Problems war, wie sich herausstellte, eine Frage der Wirtschaftlichkeit …«
(aus: William Manchester: »Krupp«)

»Wie die meisten Schreibtischtäter«, fährt der ehemalige Krupp-Angestellte fort, »wollte auch Alfríed Krupp nach dem Zusammenbruch nichts mehr von der viehischen Behandlung seiner Sklavenarbeiter gewusst haben, er, der sich stets um alles kümmerte und nach typisch patriarchalischem Standpunkt fast alle wichtigen Entscheidungen selbst traf, wälzte nun die Verantwortung auf andere ab. Dabei wusste fast jedes noch so kleine Licht in Essen, wie im Hause Krupp mit den Zwangsarbeitern verfahren wurde. Jeden Morgen wurden z. B. die Jüdinnen in einem 6 km Anmarsch in Scharen wie Vieh durch die Böcklerstraße an der Ecke Altendorferstraße zur Arbeit vorbeigetrieben. Dort residierte Alfríed in seinem Büro. Dort marschierten im Winter die Arbeitskolonnen vorbei, 14jährige ausgemergelte Mädchen darunter, mit Frostbeulen an Füßen und Händen, denen es verboten war, gegen die noch so eisige Kälte Handschuhe zu tragen, deren Schuhbekleidung ohne Strümpfe nur aus einer Holzsohle bestand, die sie sich mitabgerissenen Fetzen aus ihrer Schlafdecke umwickelt hatten.
Den Juden ging es am allerdreckigsten bei Krupp. Bei Fliegeralarm war es ihnen ausdrücklich verboten, Luftschutzkeller oder Schutzräume aufzusuchen, sie mussten bleiben, wo sie gerade waren.
Um allen klarzumachen, dass es sich bei Juden nicht um Menschen handelte, sondern um ›Tiere‹, auf die die für Menschen geschaffenen Gesetze nicht anwendbar seien, wurde den Jüdinnen die Benutzung der Toiletten in der Fabrik verboten. Sie mussten draußen im Hof, wo sie jeder sehen konnte, wie Tiere ihre Notdurft verrichten.
Später vor dem »Internationalen Kriegsverbrecherprozess« in Nürnberg konnte Alfried Krupp folgerichtig erklären, dass er sich »keiner Verletzung der Menschenrechte bewusst« sei. Er hatte in seiner Art recht. Sklavenarbeiter waren keine Kruppianer. Und da sie keine Menschen waren, konnten bei ihnen auch keine Menschenrechte verletzt werden.

»Eine zweckmäßige Kontrollorganisation zur Sicherung der Rechte aller Fremdarbeiter zu schaffen, wurde von der Firmenleitung als Pflicht angesehen; sie wurde eingerichtet und hat gute Dienste geleistet. Um gerade die ausländischen Arbeiter wirksamer zu betreuen, waren alle für sie wirksamen Verwaltungszweige unter einer Oberlagerleitung zusammengefasst … Die Prüfer des ›Revisionsbüros‹ befassten sich laufend mit der Überwachung der für die ausländischen Arbeiter vorgeschriebenen Fürsorgemaßnahmen … Beanstandungen wurden ohne Rücksicht gemeldet und Fehler abgestellt. Die leitenden Angestellten und auch die Angeklagten selbst kümmerten sich immer wieder persönlich um die Verhältnisse in den Lagern, machten Essensproben und besichtigten die Unterkünfte. Die Betriebsordnung der Firma verpflichtete alle Vorgesetzten zu einer ›ruhigen und gerechten Behandlung der Gefolgschaftsmitglieder‹, zu denen selbstverständlich auch die Fremdarbeiter gerechnet wurden …
Die Gesamtheit dieser Einrichtungen zeigt, dass die ausländischen Arbeiter nicht rechtlos waren. Sie hatten vielmehr durchaus die Möglichkeit, den Mund aufzutun, wenn sie glaubten, Anlass zu Beschwerden zu haben.«
(Tilo Freiherr von Wilmowsky [Onkel von Alfried Krupp] in einer vom Hause Krupp in Auftrag gegebenen Rehabilitationsschrift »Warum wurde Krupp verurteilt? Legende und Justizirrtum«)

Die Krupp-Opfer hatten tatsächlich »die Möglichkeit, den Mund aufzutun«, allerdings konnten sie ihre Beschwerde dann nur in Form von Schreien vorbringen. Besonders ausgebildete Krupp-Aufseher und -Aufseherinnen ließen den Krupp-Sklaven ihre »Fürsorgemaßnahmen« mit Peitschen und Knüppeln angedeihen. lm Lager Humboldt-Straße gab es z. B. den Aufseher Riek, der die »Betreuung« der Sklavenarbeiter zu einer Art Sport kultiviert hatte. Er trug Reitstiefel, hatte in einer Hand stets ein Stück Gummischlauch, in der anderen eine lange Lederpeitsche.
Seine Jüdinnen waren zwischen 14 und 25, eine war über 30. Als sie bei der Arbeit nicht mehr mit den andern mithalten konnte, peitschte sie Rieck systematisch zu Tode.
Er hatte mit der Zeit eine einzigartige Fertigkeit entwickelt. Er brüstete sich vor den anderen Aufsehern damit, aus 2 ½ Meter Entfernung genau ins Auge treffen zu können. Er machte das bei seinen Jüdinnen mit Vorliebe. Einmal hat er einer auf diese Weise die Augen ausgepeitscht, so dass sie blind wurde.
Auch Alfried Krupp selbst wurde als oberste Beschwerdeinstanz mit den Beschwerdeschreien seiner Opfer konfrontiert, obwohl er später vor Gericht angab, von allem nichts gewusst zu haben. Seine eigene Sekretärin hatte ein besseres Gedächtnis. Sie gab an, häufig durch allzulang anhaltende Beschwerdeschreie beim Diktat gestört worden zu sein.
lm Kellergeschoss von Alfrieds Hauptverwaltungsgebäude hatten Werkschutz und Werkschar ihr Hauptquartier. Hier war zur Sonderbehandlung von Sklavenarbeitern der »Käfig« errichtet worden. Ein fensterloses Stahlgehäuse mit einigen Trennwänden, jede Kammer 55 cm breit, 55 cm tief und 1,50 m hoch, so eng und niedrig, dass die dort Eingepferchten mit der Zeit vor Schmerzen fast wahnsinnig wurden. Zur Abwechslung wurden sie dann bei kaltem Wetter durch Luftlöcher von oben mit Wasser begossen und wurden so bis zu mehreren Tagen eingeschlossen. Für Schwangere eignete sich der »Käfig« vorzüglich. Sie wurden oft aus den geringsten Anlässen heraus, z. B., wenn sie morgens statt um 4.30 Uhr erst um 4.45 Uhr die Arbeit aufnahmen oder wenn sie bei der Arbeit vor Entkräftung einmal einschlafen sollten, dieser Sonderbehandlung unterzogen, manchmal Frauen darunter, die im 6. Monat und darüber waren. Dann blieb es ihnen meist erspart, ihre Kinder erst lebend zur Welt bringen zu müssen, da sonst in einem Krupp-Kinder-KZ die Vernichtung des unproduktiven Lebens besorgt worden wäre.
Das war eine besondere Einrichtung von Krupp, der vielleicht aus nichteingestandener religiöser Pietät heraus schwangere Skiavenarbeiterinnen ihre Kinder erst mal austragen ließ, um sie dann im kruppeigenen Säuglinge- und Kinderlager Buschmannshof langsam verhungern zu lassen. Januar 1943 beherbergte das Lager etwa 120 halbverhungerte Säuglinge und Klein-Kinder; keins dieser Kinder unter 2 Jahren überlebte.

»Dann ging Alfried Krupp ins Gefängnis; mit Haltung und mit Würde trat er, der Schuldlose, vor den Militärgerichtshof. Er verantwortete sich für das Haus Krupp, aber er verantwortete sich zugleich für Deutschland mit Rang und Noblesse. Dafür dankt Deutschland an diesem Sarg« (Aus der Trauerrede des damaligen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier)

»Wer von uns wollte sich erkühnen, in die Geheimnisse eines solchen männlichen, verschlossenen, großen Lebens hineinzuschauen, sie zu entziffern. Wir stehen vor den Tatbeständen, dass in diesem Leben manches in die Dunkelheit der Geheimnisse der Fügung Gottes mit uns hineingetaucht ist. Aber wir wissen, gerade in dieser Tiefe erscheint ein Widerschein des Lichtes, jenes Lichtes, das aus Gott kommt; jenes Lichtes, das Jesus ans Licht gebracht hat.«
(Aus der kirchlichen Traueransprache von Präses Beckmann)

»In Antwort auf die Frage, warum die Familie sich für Hitler erklärt hat, sagte ich: Wir Kruppianer sind keine ldealisten, sondern Realisten. Mein Vater war Diplomat. Wir hatten den Eindruck, dass Hitler uns eine gesunde Entwicklung bescheren würde. Tatsächlich hat er das getan … in diesem harten Kampf brauchten wir eine harte und starke Führung. Hitler gab uns beides. Nach den Jahren seiner Führung fühlten wir uns alle viel besser. Als ich über die antijüdische Politik der Nazis befragt wurde und was ich davon wusste, sagte ich, dass ich nicht von der Ausrottung der Juden gewusst habe, und weiterhin, dass, wenn man ein gutes Pferd kauft, muss man ein paar Mängel hinnehmen.«
(Aussage von Alfried Krupp vor dem internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg. Schuldig gesprochen wegen Plünderung von Wirtschatfsgütern im besetzten Ausland; und Ausmerzung und Misshandlung breiter Massen ausländischerZwangsarbeiter.
Verurteilt zu 12 Jahren Haft; jedoch nach drei Jahren – im Zuge der Wiederaufrüstungspolitik – entlassen.)